Heute morgen hörte ich in den Nachrichten, dass es aktuell eine Klage wg. Schulpflicht/Homeschooling (in D nicht erlaubt) gibt.
Außerdem habe ich gerade das autobiographische Buch "Educated" (Befreit: Wie Bildung mir die Welt erschloss) gelesen. (Dramatisch und sehr empfehlenswert!)
Die Autorin berichtet von ihrem Leben in ihrer religiös sehr speziellen und von Verschwörungstheorien überzeugten Familie. Sie selbst und ihre 7 Geschwister werden alle zu Hause mehr oder weniger unterrichtet. Eher weniger, weil die Kinder hauptsächlich auf dem Schrottplatz des Vaters arbeiten müssen und niemand Wert auf "normale" Bildung legt. Die Hälfte der Kinder können als Erwachsene kaum schreiben und rechnen, die andere Hälfte schafft es ans College, weil sie von sich aus und aus eigenem Antrieb sich die notwendigen Kenntnisse aneignen. Aber NIEMAND kontrolliert, was die Kinder lernen und ob sie etwas lernen, da die Hälfte der Kinder gar keine Geburtsurkunde besitzt, d. h. es gibt sie eigentlich gar nicht! Die Autorin hatte z. B. nie etwas vom Holocaust gehört, bis sie in einer Collegevorlesung mit 18 den Dozenten fragte, was dieses Wort bedeutet und über die seltsame Reaktion der Anwesenden sehr überrascht war.
Ich kann völlig nachvollziehen, wenn Eltern ihre Kinder lieber zuhause unterrichten möchten, wenn das Kind in der Schule große Probleme hat, z. B. wg. Mobbing etc.
Bei Schulverweigerung aus "religiösen" Gründen bin ich da deutlich kritischer. Bildung ist das Tor zur Welt. Und bei religiösen Fundamentalisten wird häufig die Wissenschaft außen vor gelassen bzw. bestimmte Dinge werden falsch oder nicht vermittelt. Das sehe ich als sehr kritisch an. Bildung muss so objektiv wie möglich sein und keine Gehirnwäsche.
Ich finde, ein Kind muss nicht zwangsläufig Unterricht vor Ort in einer Klasse zu haben. Sicherlich ist es heute auch gut möglich, Unterricht irgendwie online zu machen. Wer als Eltern kann schon Oberstufenstoff in Naturwissenschaften vermitteln? Ich bin durchaus dafür, dass es erlaubt sein sollte, mit bestimmten Kontrollen und Voraussetzungen, seine Kinder zuhause zu unterrichten (ob man ihnen damit einen Gefallen tut, sei mal dahingestellt). Aber es sollte auf jeden Fall eine kontinuierliche Überprüfung geben, dass der Lehrplan erfüllt wurde, d. h., die Schüler müssen 1-2x im Jahr einen Test ablegen, und zwar so, dass da nicht geschummelt werden kann.
Wenn die grundlegenden Kenntnisse nicht vorhanden sind, muss das Kind in die Schule.
Ich fände es schon auch cool, wenn es virtuelle Klassenzimmer gäbe. Aber das ist z. B. für Schulverweigerer aus religiösen Gründen sicherlich nicht interessant, denn denen geht es ja um die "falschen" Inhalte der Lehrpläne.
Wie seht ihr das?
Und: wie ist es mit anderen staatlich vorgegebenen "Pflichten" oder Verboten, die gefühlt in die Privatsphäre eingreifen, aber der Gemeinschaft doch etwas bringen? Beispielsweise Impfpflicht für bestimmte Impfungen?
Ich bin generell für sehr viel Selbstverantwortung und so wenig staatliche Vorgaben wie möglich (DER Horror, wenn es anfängt, diktatorisch zu werden), aber auf der anderen Seite können die meisten Menschen (und ich nehme mich da nicht aus) doch gar nicht überblicken, was die Auswirkungen ihres Handelns sind (Bestes Beispiel: Brexit). Ein Dilemma!
Wie frei sind Menschen und wo darf man sie "zu ihrem Glück zwingen"? Darf man das überhaupt? Wie weit darf es gehen? Wo hört privat auf und fängt Gemeinwohl an?

Hanni
Außerdem habe ich gerade das autobiographische Buch "Educated" (Befreit: Wie Bildung mir die Welt erschloss) gelesen. (Dramatisch und sehr empfehlenswert!)
Die Autorin berichtet von ihrem Leben in ihrer religiös sehr speziellen und von Verschwörungstheorien überzeugten Familie. Sie selbst und ihre 7 Geschwister werden alle zu Hause mehr oder weniger unterrichtet. Eher weniger, weil die Kinder hauptsächlich auf dem Schrottplatz des Vaters arbeiten müssen und niemand Wert auf "normale" Bildung legt. Die Hälfte der Kinder können als Erwachsene kaum schreiben und rechnen, die andere Hälfte schafft es ans College, weil sie von sich aus und aus eigenem Antrieb sich die notwendigen Kenntnisse aneignen. Aber NIEMAND kontrolliert, was die Kinder lernen und ob sie etwas lernen, da die Hälfte der Kinder gar keine Geburtsurkunde besitzt, d. h. es gibt sie eigentlich gar nicht! Die Autorin hatte z. B. nie etwas vom Holocaust gehört, bis sie in einer Collegevorlesung mit 18 den Dozenten fragte, was dieses Wort bedeutet und über die seltsame Reaktion der Anwesenden sehr überrascht war.
Ich kann völlig nachvollziehen, wenn Eltern ihre Kinder lieber zuhause unterrichten möchten, wenn das Kind in der Schule große Probleme hat, z. B. wg. Mobbing etc.
Bei Schulverweigerung aus "religiösen" Gründen bin ich da deutlich kritischer. Bildung ist das Tor zur Welt. Und bei religiösen Fundamentalisten wird häufig die Wissenschaft außen vor gelassen bzw. bestimmte Dinge werden falsch oder nicht vermittelt. Das sehe ich als sehr kritisch an. Bildung muss so objektiv wie möglich sein und keine Gehirnwäsche.
Ich finde, ein Kind muss nicht zwangsläufig Unterricht vor Ort in einer Klasse zu haben. Sicherlich ist es heute auch gut möglich, Unterricht irgendwie online zu machen. Wer als Eltern kann schon Oberstufenstoff in Naturwissenschaften vermitteln? Ich bin durchaus dafür, dass es erlaubt sein sollte, mit bestimmten Kontrollen und Voraussetzungen, seine Kinder zuhause zu unterrichten (ob man ihnen damit einen Gefallen tut, sei mal dahingestellt). Aber es sollte auf jeden Fall eine kontinuierliche Überprüfung geben, dass der Lehrplan erfüllt wurde, d. h., die Schüler müssen 1-2x im Jahr einen Test ablegen, und zwar so, dass da nicht geschummelt werden kann.
Wenn die grundlegenden Kenntnisse nicht vorhanden sind, muss das Kind in die Schule.
Ich fände es schon auch cool, wenn es virtuelle Klassenzimmer gäbe. Aber das ist z. B. für Schulverweigerer aus religiösen Gründen sicherlich nicht interessant, denn denen geht es ja um die "falschen" Inhalte der Lehrpläne.
Wie seht ihr das?
Und: wie ist es mit anderen staatlich vorgegebenen "Pflichten" oder Verboten, die gefühlt in die Privatsphäre eingreifen, aber der Gemeinschaft doch etwas bringen? Beispielsweise Impfpflicht für bestimmte Impfungen?
Ich bin generell für sehr viel Selbstverantwortung und so wenig staatliche Vorgaben wie möglich (DER Horror, wenn es anfängt, diktatorisch zu werden), aber auf der anderen Seite können die meisten Menschen (und ich nehme mich da nicht aus) doch gar nicht überblicken, was die Auswirkungen ihres Handelns sind (Bestes Beispiel: Brexit). Ein Dilemma!
Wie frei sind Menschen und wo darf man sie "zu ihrem Glück zwingen"? Darf man das überhaupt? Wie weit darf es gehen? Wo hört privat auf und fängt Gemeinwohl an?

Hanni
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