Ich wollte den anderen Thread nicht zerschiessen, aber ich finde dieses THema sehr interessant.
Ich würde dazu gerne meine Erfahrung beitragen, weil ich das Paradox "anderen gerne helfen und auf sie zugehen" vs. "Intoleranz und Ablehnung von bestimmten Menschengruppen" aus den USA kenne. Darauf möchte ich mich im Beispiel auch beziehen.
Der durchschnittliche "Nicht-Neuengland" und "Nicht-Westküsten" Amerikaner ist ein unfassbar geselliger, hilfsbereiter und engagierter Mensch. Soviele Kuchenbasare für gute Zwecke, Ehrenämter, Nachbarn-beim-Umzug-Helfer, Hausreparierer, Dinge-Ausleiher, ... habe ich in Deutschland noch nicht gesehen. Nachbarschaftshilfe und Gemeindehilfe wird dort groß geschrieben!
Die gleichen Menschen haben aber keinerlei Skrupel, eine Lehrerin, die mit ihrer Partnerin zusammenlebt, zu entlassen und darüber zu schwadronieren, dass man "solche Menschen" nicht auf Kinder loslassen darf. Da bleibt einem wahlweise das Essen im Hals stecken oder man muss sich gleich übergeben.
Will sagen: Du bist weiß und hetero? Dann kennt die Hilfsbereitschaft und Nettigkeit keine Grenzen. Ansonsten: Tja, ...
Uneheliche Kinder? Ist nicht so supi, aber ist OK. Dass diese Kinder dann leider sehr oft ein schlimmes Leben haben, spielt keine Rolle.
Abtreibung? Du bist eine Mörderin und wirst in der Hölle schmoren!
Dieses Weltbild ist so radikal wie das des Mittelalters: Alle, die keine Christen sind, haben keine Seele und folglich darf man sie auch meucheln etc. Gott hat "die" nicht gemeint, als er die 10 Gebote aufgestellt hat.
Für mich passt das überhaupt nicht zusammen, mein Gehirn bekommt regelmäßig Krämpfe, aber aus Sicht der Amis ist das alles schön passend.
Ich beziehe mich hier ausdrücklich nicht auf Menschen aus Sachsen.
(Dort kann ich mir vorstellen, dass durch das Aufwachsen in einer stark regulierten Welt in der DDR, Unbekanntes einfach mehr Unsicherheit und Unbehagen verursacht. Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt auf der anderen Seite war etwas, ohne die ging es in der DDR vermutlich gar nicht, eben wegen der eingeschränkten Möglichkeiten bzgl. der Zugänglichkeit von Dingen im Alltag.
Je mehr Menschen zusammenhalten, desto schwieriger ist es halt auch für "Außenstehende", in diese Gemeinschaft hineinzukommen.
Ist jetzt aber Küchenpsychologie. Dann kommt natürlich noch Perspektivlosigkeit, gefühlte Ungerechtigkeit, ... dazu. Gibt viele Gründe.)
Mir ging es hier um das Paradox, dass jemand, der rassistisch, homophob, intolerant, ausländerfeindlich, ... ist, auf der anderen Seite voll nett und hilfsbereit ist.
Es ist das Weltbild, mit dem die Menschen aufwachsen, die Gesellschaft (Eltern, Medien, Umfeld, ...), die ihnen diese Werte von klein auf vermittelt.
Mal ganz ehrlich: Als ich jetzt in London einmal durch eine Straße gegangen bin, in der nur nicht-europäische (weiß nicht, wie ich es anders sagen soll, war afrikanisch/arabisch/pakistanisch/...) Geschäfte waren und Hiphop-Gangster-gestylte dunkelhäutige Jugendliche herumlungerten, bin ich tatsächlich unbewusst etwas schneller gegangen.
Unbehagen bei Menschen zu erzeugen, ist recht einfach und niemand ist frei davon. Ich bin da noch vom "80er Jahre Bronx" Bild aus amerikanischen Filmen geprägt...
Die Frage ist: wie geht das weg? Sollen/Müssen Medien absichtlich einen Gegenpol bieten oder absichtlich und bewusst die Themen Toleranz, Diversity promoten? Wie ändert man die Werte einer Gesellschaft und wer bestimmt, wohin sie sich ändern?
Ich sehe aktuell mit meinem Kind eine Animationsserie auf Netflix ("The Dragonprince"). Dort ist die Königsfamilie absolut "divers". Der König ist dunkelhäutig mit Dreadlocks und alleinerziehend mit einem Stiefsohn und einem eigenen Sohn. Die verstorbene (hellhäutige) Königin brachte eben ein Kind mit in ihre zweite Ehe mit dem König. Außerdem hat sie eine taubstumme Schwester, also die Tante, die sich mit Gebärdensprache verständigt. Von Patchwork bis Behinderung also alles drin, wobei tatsächlich bisher ein gleichgeschlechtliches Paar fehlt (es ist so auffällig divers, dass der Gedanke einfach kommen muss).
Es geht im Kern darum, dass sich Menschen und Elfen sich wieder vertragen, nachdem sie jahrelang Krieg führen. Natürlich stellt sich schnell heraus, dass all die Vorurteile, die die beiden Seiten übereinander haben, gar nicht stimmen.
Obwohl das echt Diversity mit der Gießkanne ist, ist die Serie ziemlich gut und spanned gemacht und spricht Kinder ab ca. 8-10 Jahren an. Die pc-konforme Ausgestaltung fällt wohl nur Erwachsenen auf.
Brauchen wir das? Oder findet ihr das wiederum zu viel "Political Correctness" Gehirnwäsche?
Bin auf Meinungen gespannt. Falls irgendjemand mein Geblubber bis hierhin gelesen hat.

Hanni
Schelmine schrieb:
Alles in allem ist mir vor allem eins aufgefallen: was sind die Sachsen (jedenfalls die, mit denen wir in Berührung kamen) doch für ein freundliches und liebes Völkchen! Noch nirgends in Deutschland (und wir sind inzwischen ja nun wirklich in jedem Bundesland gewesen) sind die Menschen so unglaublich nett wie dort.
lagarto schrieb:
Ist interessant, was Du über die Sachsen schreibst: ich telefoniere ja sehr viel in Deutschland, vor allem auch mit Ämtern und ich finde auch immer, dass die Sachsen besonders freundlich und hilfsbereit sind. Ich könnte auch ein Bundesland nennen, dass sich da weniger hervortut, aber das lass ich mal ungenannt . Ist doch irgendwo schade, dass Sachsen so einen schlechten Ruf hat, wenn die Menschen eigentlich so freunlich sind. Aber annährend 30% AfD-Wähler kann man ja auch nicht einfach so ausblenden, das sind ja dann leider nicht nur die paar Hanseln, die da montags in Dresden Ihren Fahnen schwenken. Aber das ist ein anderes Thema.
Ich würde dazu gerne meine Erfahrung beitragen, weil ich das Paradox "anderen gerne helfen und auf sie zugehen" vs. "Intoleranz und Ablehnung von bestimmten Menschengruppen" aus den USA kenne. Darauf möchte ich mich im Beispiel auch beziehen.
Der durchschnittliche "Nicht-Neuengland" und "Nicht-Westküsten" Amerikaner ist ein unfassbar geselliger, hilfsbereiter und engagierter Mensch. Soviele Kuchenbasare für gute Zwecke, Ehrenämter, Nachbarn-beim-Umzug-Helfer, Hausreparierer, Dinge-Ausleiher, ... habe ich in Deutschland noch nicht gesehen. Nachbarschaftshilfe und Gemeindehilfe wird dort groß geschrieben!
Die gleichen Menschen haben aber keinerlei Skrupel, eine Lehrerin, die mit ihrer Partnerin zusammenlebt, zu entlassen und darüber zu schwadronieren, dass man "solche Menschen" nicht auf Kinder loslassen darf. Da bleibt einem wahlweise das Essen im Hals stecken oder man muss sich gleich übergeben.
Will sagen: Du bist weiß und hetero? Dann kennt die Hilfsbereitschaft und Nettigkeit keine Grenzen. Ansonsten: Tja, ...
Uneheliche Kinder? Ist nicht so supi, aber ist OK. Dass diese Kinder dann leider sehr oft ein schlimmes Leben haben, spielt keine Rolle.
Abtreibung? Du bist eine Mörderin und wirst in der Hölle schmoren!
Dieses Weltbild ist so radikal wie das des Mittelalters: Alle, die keine Christen sind, haben keine Seele und folglich darf man sie auch meucheln etc. Gott hat "die" nicht gemeint, als er die 10 Gebote aufgestellt hat.
Für mich passt das überhaupt nicht zusammen, mein Gehirn bekommt regelmäßig Krämpfe, aber aus Sicht der Amis ist das alles schön passend.
Ich beziehe mich hier ausdrücklich nicht auf Menschen aus Sachsen.
(Dort kann ich mir vorstellen, dass durch das Aufwachsen in einer stark regulierten Welt in der DDR, Unbekanntes einfach mehr Unsicherheit und Unbehagen verursacht. Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt auf der anderen Seite war etwas, ohne die ging es in der DDR vermutlich gar nicht, eben wegen der eingeschränkten Möglichkeiten bzgl. der Zugänglichkeit von Dingen im Alltag.
Je mehr Menschen zusammenhalten, desto schwieriger ist es halt auch für "Außenstehende", in diese Gemeinschaft hineinzukommen.
Ist jetzt aber Küchenpsychologie. Dann kommt natürlich noch Perspektivlosigkeit, gefühlte Ungerechtigkeit, ... dazu. Gibt viele Gründe.)
Mir ging es hier um das Paradox, dass jemand, der rassistisch, homophob, intolerant, ausländerfeindlich, ... ist, auf der anderen Seite voll nett und hilfsbereit ist.
Es ist das Weltbild, mit dem die Menschen aufwachsen, die Gesellschaft (Eltern, Medien, Umfeld, ...), die ihnen diese Werte von klein auf vermittelt.
Mal ganz ehrlich: Als ich jetzt in London einmal durch eine Straße gegangen bin, in der nur nicht-europäische (weiß nicht, wie ich es anders sagen soll, war afrikanisch/arabisch/pakistanisch/...) Geschäfte waren und Hiphop-Gangster-gestylte dunkelhäutige Jugendliche herumlungerten, bin ich tatsächlich unbewusst etwas schneller gegangen.
Unbehagen bei Menschen zu erzeugen, ist recht einfach und niemand ist frei davon. Ich bin da noch vom "80er Jahre Bronx" Bild aus amerikanischen Filmen geprägt...
Die Frage ist: wie geht das weg? Sollen/Müssen Medien absichtlich einen Gegenpol bieten oder absichtlich und bewusst die Themen Toleranz, Diversity promoten? Wie ändert man die Werte einer Gesellschaft und wer bestimmt, wohin sie sich ändern?
Ich sehe aktuell mit meinem Kind eine Animationsserie auf Netflix ("The Dragonprince"). Dort ist die Königsfamilie absolut "divers". Der König ist dunkelhäutig mit Dreadlocks und alleinerziehend mit einem Stiefsohn und einem eigenen Sohn. Die verstorbene (hellhäutige) Königin brachte eben ein Kind mit in ihre zweite Ehe mit dem König. Außerdem hat sie eine taubstumme Schwester, also die Tante, die sich mit Gebärdensprache verständigt. Von Patchwork bis Behinderung also alles drin, wobei tatsächlich bisher ein gleichgeschlechtliches Paar fehlt (es ist so auffällig divers, dass der Gedanke einfach kommen muss).
Es geht im Kern darum, dass sich Menschen und Elfen sich wieder vertragen, nachdem sie jahrelang Krieg führen. Natürlich stellt sich schnell heraus, dass all die Vorurteile, die die beiden Seiten übereinander haben, gar nicht stimmen.
Obwohl das echt Diversity mit der Gießkanne ist, ist die Serie ziemlich gut und spanned gemacht und spricht Kinder ab ca. 8-10 Jahren an. Die pc-konforme Ausgestaltung fällt wohl nur Erwachsenen auf.
Brauchen wir das? Oder findet ihr das wiederum zu viel "Political Correctness" Gehirnwäsche?
Bin auf Meinungen gespannt. Falls irgendjemand mein Geblubber bis hierhin gelesen hat.

Hanni
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